23 Sep 2014

Wie geht's Ihnen mit ... Sex?

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Entschuldigen Sie die direkte Frage als Überschrift, aber sie ist mindestens so wichtig wie: Haben Sie genug zu essen, schlafen Sie gut oder tut Ihnen etwas weh. In der Psychotherapie gehört sie jedenfalls zu den wichtigen Fragen in der Erhebung der Krankengeschichte. Gleich ob jemand nun wegen sexueller Probleme kommt oder wegen anderem.

Sexualität zu leben und erleben ist "part of life" - Quelle unserer Lebendigkeit und Kraftspender.

 

Was umfasst die Sex-Frage?

Sexuell aktiv zu sein bedeutet jedenfalls, neben Kindern, Arbeit, Ihren Hobbies und diversen Sorgen auch Zeit für etwas Schönes aufzubringen. Sexualität hat Bedeutung, Ihre sexuellen Wünsche erhalten Zeit und Aufmerksamkeit. Vorallem "mag" auch Ihr Körper Sex recht gerne.

Sexuell aktiv können Sie alleine sein, mit Partner | Partnerin oder beides. Ob es Phantasien sind oder sexuelle Spiele, Gespräche, Liebemachen, sexuell gefärbte Berührungen oder erotische Massagen, erotische Bücher, Videos.

Sexuelle Aktivität bringt neben knisternder Spannung, Lustgefühlen auch Entspannung. Die Dramaturgie der gelingenden sexuellen Aktivität sieht vor, danach mit Gefühlen von Wärme, Freude, angenehmer Stimmung bis zur Müdigkeit erfüllt zu sein. Hier spielt die Neurochemie im Gehirn eine wichtige Rolle. Sie begleitet die sexuellen Empfindungen und sie erhalten daraus sogar am Folgetag noch hormonelle "Belohnung". Gelebte Sexualität stärkt die Bindung in der Beziehung, sie schafft damit mehr Sicherheit, die in Konfliktzeiten gebraucht wird.

Sex ist ...

Keine Sorge. Sex ist keine konstante Sache, keine Automatik, die einmal erlernt immer gleich funktioniert. Sex ist ein Vorgang. Sexuelle Reifung ist ebenso ein Vorgang. Die Bewahrung der sexuellen Zufriedenheit ist noch viel mehr ein Vorgang. Da geht etwas vor, da geht wer, da bewegt sich etwas Richtung Ziel, das endet nicht!

Sexualität ist etwas, das immer wieder aufs Neue erforscht und gepflegt sein will.

Die Sex-Frage als Diagnosefrage

***Stirnerunzel***, wenn es gerade nicht so gut "läuft" - im Bett. Zu wenig, nicht so wie gewünscht, zu kompliziert, zu Dings.

Also: Wenn die Frage "Wie geht's Ihnen mit dem Sex" gerade keine befriedigende Antwort ergibt, dann könnten Sie -  statt sich Sorgen zu machen  - beginnen, sich wieder mehr um Ihr Sexualleben zu kümmern. Um Ihre Beziehung. Um Ihre Zeitverteilung (work-life balance) und die Schwerpunkte im Leben. Damit schaffen Sie gute Voraussetzungen, dass "es" wieder wird.

Für mich als Psychotherapeuten ergibt die Antwort auf die 6er-Frage einen Beitrag zum Gesamtbild, wie ein Mensch versorgt ist, wie gut er/sie "aufgestellt" ist oder wie die Ressourcenlage aussieht. Kreative Sex-Positionen und andere Leistungsbeweise sind dabei völlig unwichtig. Natürlich weiss ich auch, welche Verletzungen und negativen Erlebnisse oder erworbene Haltungen einer erfüllten Sexualität den Weg verstellen können. Und ich helfe gerne mit, mit diesen Hindernissen auf passende Weise weiterzukommen.

Gutes Gelingen dazu wünscht Ihnen,

M. Geiger

 

PS: Falls Sie sich die Frage schon einmal gestellt haben, ob es "schlechten Sex" gibt, empfehle ich Ihnen einen Zeit Artikel, vom amerikanischen Autor David Schnarch.