15 Jul 2016

Wirksamkeit der Gruppe

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Bedeutung von Gruppenpsychotherapie

Immer mehr Menschen machen gute Erfahrungen mit Gruppenpsychotherapie z.B. bei Reha-Aufenthalten. In erfahrener Hand ist die Gruppe eine sehr effiziente Therapieform, in der nicht jede/r TeilnehmerIn „nur ein Stücker‘l Therapeut“ erhält, sondern wie im Folgenden beschrieben sein soll, alle für alle etwas geben/profitieren/lernen können.

Alle für alle

Gruppenpsychotherapie ist so wie Psychotherapie allgemein auch in Ö durch das PthG  (=Psychotherapiegesetz)  geregelt. Nur entsprechend qualifizierte PsychotherapeutInnen dürfen diese Behandlung anbieten. Siehe anerkannte Methoden.

Gruppenformate

  • Gruppenpsychotherapie (Diagnose, Krankenbehandlung, Krankenversicherung, Leitung: PsychotherapeutIn)
  • Selbsterfahrungsgruppe (Persönlichkeitsentwicklung, Prävention, leichte Probleme, Leitung: Psychotherapeut, LSB, Trainer, groupworker)
  • Selbsthilfegruppe (Nachbehandlung bei Erkrankung ,Unterstützung, gleichgesinnte, Betroffene, ohne Leitung)
  • Supervisionsgruppe (Psychohygiene, berufsbegleitend, Leitung: SupervisorIn)
  • Trainingsgruppe (Übung, Lehre, Forschung, Persönlichkeitsentwicklung, TrainerIn)

Unterschiede im Format ergeben sich durch die TeilnehmerInnen, deren Zielsetzungen, die Themenbildung,  Methodik und die Leitung.

Gruppenpsychotherapie kann unterschiedliche psychotherapeutische Grundausrichtungen = Methoden zur Grundlage haben: Psychodrama, Dynamische Gruppentherapie /Gruppendynamik, systemische Therapie, Gestalttherapie und andere. Wichtig ist das Gelingen der Beziehungen innerhalb der TeilnehmerInnen und mit der Leitung.

Wie ist der Ablauf?

Im Weiteren wird eine psychotherapeutische Gruppe nach der Methode Psychodrama, wie wir sie in Mistelbach und Zistersdorf anbieten beschrieben.  Der Methodengründer des Psychodrama J.L. Moreno beschreibt Gruppentherapie als die:

Therapie in der Gruppe mit der Gruppe für die Gruppe.

Psychodramatherapie (Die Seele durch Handeln heilen) verwendet darstellendes Spiel, Stehgreif, Symbolarbeit, Aufstellungstechniken, Gespräch, um psychische/beziehungsmäßige Themen und Problemkreise sichtbar zu machen und einen neuen Zugang zu schaffen.

Therapie in einer Psychodramagruppe ist daher etwas Lebendiges, sich Entwickelndes, ganz individuell auf die Menschen in dieser Gruppe Zugeschnittenes, Spontanes und Kreatives. Die Sitzungen haben zwar einen gleichbleibenden methodischen äußeren Rahmen, die Inhalte sind in jeder Sitzung neu und spiegeln die Entwicklung des Einzelnen in der Gruppe wider.

Ein Beispiel

Bild: Rollenvielfalt in der PsychodramagruppeDie Gruppe kommt regelmäßig zu Abendterminen zusammen. Die Arbeit kann mit einer warmup-Übung (dh. spielerisch auf das Gemeinsame einstimmen) beginnen oder wir knüpfen in einer kurzen Gesprächsrunde an die Erfahrungen vom letzten Gruppenabend an. Nachwirkungen, Träume, emotionales Echo kommen von den TeilnehmerInnen - eventuell werden Themenwünsche genannt und mit der Gruppe wird herausgefunden, welches Thema heute Platz bekommen soll.

Entwicklung von Rollenvielfalt - Lernen am Vorbild - Experimentieren - feedback bekommen.

Diesem Thema wird zunächst im Gespräch unter Anleitung nachgegangen und es wird eine Schlüsselszene dazu gesucht, mit Personen besetzt, durchgespielt oder aufgestellt und nachbesprochen. Dabei helfen die Psychodramatechniken sowie die psychodramaspezifische Gesprächsstruktur, dass Personen mit ihrer seelischen Verletzung geschützt bleiben und dennoch neue Zugänge finden können. Durch das Mitspielen und Zusehen werden ebenfalls wichtige Erlebensmöglichkeiten geschaffen. Die Leitung verfolgt dabei das Ziel, den/die Einzelne/n in seinem/ihrem Entwicklungsvorgang zu begleiten, als auch die Gruppenzusammengehörigkeit zu stärken.

Was ist es nicht?

Eine Gruppenpsychotherapie ist kein Diskussions“verein“, kein Ort an dem nur vorgegebene Themen abgehandelt werden, keine Fortbildungsveranstaltung zu psychischen Themen, kein Platz, an dem jemand mit seinen Problemen vorgeführt, bewertet oder kritisiert wird, keine Esoterik oder Energiearbeit. Auch kein Auftritt für Gurus, die zu wissen glauben, was für die TeilnehmerInnen gut sei.

Wohl aber geben die LeiterInnen in angemessener Form ihr Fachwissen über psychische Erkrankung  weiter bzw. informieren über Angebote, Netzwerke oder nötige begleitende medizinische Hilfe.

Grenzen der Anwendung

Grenzen bestehen in der Belastbarkeit der Teilnehmenden selbst, wer Gruppenarbeit macht, braucht auch Kraft dazu. In Krisen (akutes psychotisches oder suizidales Geschehen, Beeinträchtigung durch Suchtmittel oder schwerer Medikamente)  ist dies nicht gegeben. Vor jeder Aufnahme in die Gruppe findet ein Einzelgespräch statt. Die Leitung achtet auf Belastbarkeit der gesamten Gruppe, dh. nicht jedes Thema passt zu jedem – es wird Bedacht darauf genommen, dass ein förderliches Klima erhalten bleibt. Daher werden die Gruppen als Jahresgruppen mit verpflichtender durchgehender Teilnahme geführt und der Zu- und Abgang wird gering gehalten.

Vorteile

Die Gruppe bietet: Vielfalt, Möglichkeit zum Ausprobieren, viele Augen sehr auch mehr, Herausforderung durch unterschiedliche Charaktere und Beziehungsstrukturen, Rückhalt, Getragen sein, Rückmeldung erhalten, spielerischen und humorvollen Zugang, experimentelles Handeln, geschützten Übungsraum etc.

Wichtig

  • Es geht ums Hier und Jetzt - daher ist es zu jeder Zeit erwünscht, eigene Gefühle einzubringen oder auch Fragen zum Ablauf und zu Hintergründen zu stellen.
  • Gerade Menschen mit Beziehungsproblemen, mit Ängsten und Depression können vom Gruppensetting profitieren, weil in einer Gruppe mehr „Gegenüber“ vorhanden ist. Dies dient der persönlichen Erprobung und der Entwicklung neuer Perspektiven. Es kann auch als Ergänzung  z.B. im Anschluss an eine Einzeltherapie genutzt werden.
  • Gruppentherapie richten wir darauf aus, was die TeilnehmerInnen können oder früher bereits konnten. Das ist der ressourcenorientierte Zugang oder anders ausgedrückt: die eigenen Quellen wieder erschließen und sich dazu von anderen Neues und Brauchbares abzuschauen.
  • Therapie in der Gruppe ist daher auch nicht ein „Herumreiten“ auf alten Problemen und ein Aufwärmen von Sorgen – sondern eine Begleitung und Ermunterung zur Weiterentwicklung.
  • Der Gruppenleiter/in "fährt" nicht einfach sein vorgegebenes Programm, sondern er/sie reagiert wie ein Gruppenmitglied dynamisch und spontan auf die aktuelle Situation und die Bedürfnisse der Gruppe.

Herzlich Willkommen zu dieser Therapieform und falls Sie nach Ihrem Urlaub im Herbst etwas für Ihre seelische Gesundheit tun wollen, es gibt noch freie Plätze in der Mistelbacher Gruppe.

Schöne Ferien,

wünscht Martin Geiger

 


Weiterführende Links

http://w4psy.at/methode.html  (Näheres zur Methode Psychodrama)

http://www.bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Berufe/Berufe_A_Z/Psychotherapeutin_Psychotherapeut

http://psychotherapie.ehealth.gv.at/   (die amtliche PsychotherapeutInnenliste)

http://www.psyonline.at/  (das österreichweite Suchportal für Therapeuten und  Angebote)

https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenpsychotherapie (zu Methoden und als Überblick)

http://www.donau-uni.ac.at/imperia/md/content/department/psymed/forschungsartikel/patientinneninformation_05.09.2014.pdf  (Infoblatt zu Wirkung und Nebenwirkung von Psychotherapie)