27 Jun 2014

Liebe in Zeiten der Fussball-WM

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Liebe in Zeiten der Fussball-WM 2014

Wie wirkt sich exzessives Fussball-WM-TV-Schauen auf Beziehungen aus?

Es könnte Sie als LeserInnen beschäftigt haben, in der Therapiepraxis war's bisher noch nie Thema und privat auch noch nicht. Daher muss ich zu einem typisch psychodramatischen Werkzeug greifen, es nennt sich "innerer Rollentausch". Dabei schlüpfe ich in der Phantasie zunächst in die Rolle des football-Partners, dann in die des leidenden non-football-tv-schauenden.

DER eine (sehr häufig der Mann, aber wir wollen nichts verallgemeinern) zeigt sich: begeistert, freut sich, fiebert mit, großer Höhepunkt in der sonst langweiligen Sommerzeit. Zum Glück sind sich die Spiele mit der Urlaubsplanung ausgegangen. Was gibts Schöneres als frei zu haben und den Fussballern zuzusehen? Dazu das eine oder andere Bier und mit Freunden zusammensitzen. Passt!  Wer daran was zu meckern hat - ist selbst schuld und außerdem fad. So ein highlight gibts länger nicht mehr. Wahrscheinlich ist es der Neid (?), warum die Partnerin nicht mitfiebert. Ich will auch einmal meine Freude haben.

DIE andere (nicht selten die Frau) schaut vielleicht zeitweise mit, versucht sich diesem Fieber eventuell auch hinzugeben, die "Infektion" gelingt nicht vollständig. Aus irgendeinem Grund ist FRAU gegen WM-Fieber resistent. Hat es mit der vergangenen Infektion zu tun und weil FRAU einfach andere Dinge zu tun hat, Haushalt, Garten, Hobbies? Muss eigentlich die restliche Welt während der WM still stehen? Soll das Beziehungsleben jetzt komplett einschlafen? Das ist schon sehr trennend.

Lösungen?

  • "Getrennte Fernseher", muss nicht heißen auch von Tisch & Bett getrennt
  • Er vor dem TV, Sie vor dem Laptop im social media Bereich - ist etwas klischeehaft.
  • Beide vor dem TV mit Sex in der Halbzeit?
  • EineR alleine zu Hause, der/die andere macht was anderes
  • Beide mit FreundInnen beim private/public viewing
  • Ein gemeinsamer Deal: Für jedes Fussballspiel eine Massage für den non-football-schauenden, oder ein Kinobesuch, oder ... anderer Zeitausgleich für entgangene Beziehungszeit
  • Und wie haben Sie es gelöst? Die WM ist kurz vor der Entscheidungsrunde.

Zum Abschluss wieder aus der Rolle des Paarberaters gesprochen:

Bleiben Sie in der Beziehung möglichst offen mit Ihren Gefühlsäußerungen und zeigen Sie ihre Wünsche (günstiger als nachträgliche Vorwürfe). Genießen Sie Eigenheiten, leben Sie diese selbst und lassen Sie den Partner diese leben. Sie sind und bleiben unterschiedliche Menschen.

Bleiben Sie in der Nähe Ihres Partners / Ihrer Partnerin, auch wenn die Begeisterung / der Unmut groß ist. Pflegen Sie die Nähe auch vor der WM (und überhaupt), dann haben Sie es leichter. Das WM-TV-Thema drückt Unterschiedlichkeit aus. Und die ist mit einer geregelten Portion Nähe immer leichter zu schaffen.

Gutes Gelingen beim "Nähemachen" wünscht,

Martin Geiger, Psychotherapeut